Erfahrungsbericht Roland von Bremen / Von Ralf Braum

Im Kattegat bekamen wir ordentlich eins auf die Mütze, bevor wir endlich den Hafen von Anholt erreichten.
Wir – das war unsere sechsköpfige Crew auf der 18m Yawl Pantagruel, Baujahr 1920, die ich vom Eigner Michael Sinzel gechartert hatte.
Sie war es, die einst in Marstal meine Begeisterung für Traditionsschiffe geweckt hatte.
Wer den Hafen von Anholt kennt, kann sich vorstellen, dass es eine Adrenalin treibende Aufgabe sein kann, einen untermotorisieren 26 Tonnen Langkieler mit Bugspriet im Hafenbecken zu wenden, wenn ein steifer Nordwest steht.
Als wir endlich fest waren, stach mir am gegenüberliegenden Schwimmsteg eine Deutsche Yawl ins Auge. Etwa die gleiche Größe wie die Panta, natürlich aus Holz, aber die eindeutig schöneren Linien zogen mich in Ihren Bann. Am nächsten Morgen ein kleiner Begrüßungsschnack als Vorwand, um mir das Schiff mal aus der Nähe anzusehen- also von Holzschiffer zu Holzschiffer.

Man versprach von sich hören zu lassen, was dann tatsächlich einige Wochen später geschah. Ob ich denn Lust hätte, mal auf der Roland mitzusegeln. Was für eine Frage.
Nach einem Probetörn Rund Bornholm, befand man mich dann für würdig, dieses wunderbare Schiff skippern zu dürfen.
Inzwischen haben diverse Crews und ich einige tausend Seemeilen unter den Langkiel gebracht, in den schönsten Seegebieten, die Nordeuropa zu bieten hat. Durch die Kettentörns in Gegenden, die sonst kaum oder gar nicht ohne eigenes Schiff zu erreichen sind.

Und immer ist es etwas ganz besonderes, diese Eindrücke auf dem Roland erleben zu dürfen. Der Spirit dieses Schiffes teilt sich mit, wenn man mit ihm die Meere befährt.
Und der Hintergrund des alten Seglerspruches „Nur Holzschiffe haben eine Seele“ wird plötzlich nachvollziehbar.

Das einzige Problem:
Wer einmal damit gesegelt ist, will keinen Fuß mehr auf ein Plastikschiff setzen.

Wir freuen uns auf die nächste Reise im Juni von Bergen nach Dublin.

Ralf Braum, Jan. 2013