MENSCHEN & GESCHICHTEN

MENSCHEN & GESCHICHTEN
22 www.segelnmagazin.de 2/2011 | Text und Fotos: Christian Irrgang  | Download als PDF-Datei hier

Über die Yacht und ihre Segeleigenschaften ist er des Lobes voll. Aber die Qualität des Essens an Bord, die sei unbelievably
poor“, notiert Sherman Hoyt in seinem Tagebuch. Der Amerikaner ist mit an Bord, als der Roland von Bremen im Juli 1936 das Transatlantikrennen von Bermuda nach Cuxhaven gewinnt.

Über die Yacht und ihre Segeleigenschaften ist er des Lobes voll. Aber die Qualität des Essens an Bord, die sei unbelievably
poor“, notiert Sherman Hoyt in seinem Tagebuch. Der Amerikaner ist mit an Bord, als der Roland von Bremen im Juli 1936 das Transatlantikrennen von Bermuda nach Cuxhaven gewinnt.
Um Pokale segelt der Roland schon lange nicht mehr. Aber um höchste Leistung geht es an Bord noch immer, sowohl über als auch unter Deck.

Wer Andreas, dem Skipper, bei der Arbeit in der Kombüse zusieht, bekommt schnell den Eindruck, dass ihn das Verdikt des Amerikaners immer noch mächtig wurmt. So sehr, dass er alles daran setzt, die alte Scharte auszuwetzen. Zum Beispiel mit der Zubereitung einer Wildschweinkeule, selbstgemachten Kartoffelklößen und von Bremen“, der Konstrukteur heißt Henry Gruber. Um das Schiff für die zu erwartenden Raumschotkurse schnell zu machen, zeichnet er ein Unterwasserschiff, das in den Schwerpunktlagen von all seinen bisherigen Entwürfen abweicht. Dennoch ist das Schiff von Insidern sofort zu identifizieren. „Wir lagen mal in Mariehamn“, erzählt Andreas und freut sich heute noch über die Geschichte, „da kam eine italienische Yacht rein. Der Eigner stand an Deck und als er uns sah, brüllte er über den ganzen Hafen: ‚Is this a Gruber?´“

Leider ist die spezielle Konstruktion später häufig von Nachteil. Nämlich immer dann, wenn Regattakurse hoch am Wind gefahren werden müssen. Auch wir lassen heute, bei leichtem Nordwest, die Maschine langsam mitschieben und gleiten so, leise tuckernd, am Kieler Leuchtturm vorbei Richtung Norden. Der Him-Rotkohl mit Äpfeln, Zimt und Mandeln. Tatsächlich stellt sich schnell die Frage, worüber man ausführlicher berichten soll, über das Segeln oder das Kochen? Die Prioritäten sind auf dem Roland nicht immer klar zu erkennen. Fangen wir mit dem Segeln an. „Hat mal jemand einen Föhn für die Achterleine?“ Minutenlang müht sich Ralf schon mit dem Palstek ab. Das Tau ist steif wie Draht. Hartgefroren! Minus acht Grad in Möltenort am Ostufer der Kieler Förde. Es ist der 27. November, morgen ist der erste Advent, und wir wollen übers Wochenende noch einmal raus, nach Dänemark. Wintersegeln. Der Roland ist dafür gut gerüstet. An Bord gibt es ein Zentralheizungssystem und, man höre und staune, im Salon einen offenen Kamin! Irgendwann haben wir alle Knoten gelöst, die steifen Leinen aufgeschossen – man sollte vielleicht eher von aufbrechen sprechen – und laufen hinaus auf die Kieler Förde. Kein anderes Boot außer uns. Wir haben Vollzeug gesetzt, Groß, Genua und Besan. Der Roland ist als Yawl getakelt. 1936 auf der Burmester-Werft in Bremen in nur drei Monaten gebaut, eigens zu dem Zweck, die prestigeträchtige Bermuda-Cuxhaven-Regatta zu gewinnen, die zum Rahmenprogramm der Olympischen Spiele im selben Jahr gehört. Ein bisschen sportlicherGlanz soll auf Nazideutschland fallen. Auftraggeber ist die Segelkameradschaft „Das Wappen „Hat mal jemand einen Föhn für die Achterleine? Das Tau ist steif wie Draht.“ | Den ganzen Artikel als PDF, siehe oben